Jetzt, da in der Messe Stuttgart alles aufgebaut ist, alle Kollegen und Partner an den Ständen unseres Van Innovation Campus sich auf die Gespräche mit den Journalisten freuen, jetzt wird mir richtig klar, was wir an diesem Tag eigentlich erreicht haben: Mercedes-Benz Vans hat sich „mal eben“ strategisch neu aufgestellt. adVANce, wie wir die Initiative nennen, ist unser Entwurf für das Transporter-Business der Zukunft.
Wir haben ab sofort offiziell eine neue strategische Initiative für Innovationen rund um den Transport und unsere Transporter. Wir wollen nicht nur Fahrzeuge bauen, sondern uns auch zum Systemanbieter wandeln. Logistik- und Transportkonzepte entwickeln, dem Handwerker die Arbeit leichter machen. Zwei weitere Schlagworte dazu: „E-Mobilität“ und „Digitalisierung“.
Vom Maschinenbau zur Digitalisierung
Für mich ist dieser Tag das Highlight meines bisherigen Berufslebens. Ich denke an meine Zeit als Schüler und später als Maschinenbaustudent zurück: Wir hatten in der Schule bereits in den späten 80er Jahren schon Informatik als Fach. Programmieren in „Turbo Pascal“stand auf dem Lehrplan (das war vieles, aber bestimmt nicht „turbo“).
Meine Diplomarbeit war eine Softwarelösung zur Simulation von Fertigungsprozessen, die ich noch in der Programmiersprache Fortran 77 entwickelt habe – …endlose Zeilencodes… Aber ich entwickelte schon damals das digitale Faible und war mir sicher, diese Technologie würde auch für uns klassische Maschinenbauer eines Tages unentbehrlich sein.
adVANce und „Swarm“, „Zellen“, „Squads“
Und hier sind wir nun, ein Team mit viel Autonomie im Unternehmen, fast wie eine moderne Swarm-Organisation wie die „Zellen“ bei Google, oder die „Squads“ wie bei Spotify. Im Team arbeiten Kolleginnen und Kollegen im Alter von Anfang 20 bis 62 Jahren: Maschinenbauer, Informatiker, Elektrotechniker, Wirtschafts-Ingenieure, Kaufleute, Designer, Psychologen, Kognitionswissenschaftler, Sozialwissenschaftler.
Seit einem Jahr entwickeln wir in der Abteilung „Future Transportation Systems“ (FTS) eine Vielzahl von innovativen Ideen, von denen acht heute beim Innovation Campus als Prototypen in unterschiedlichen Reifegraden zu sehen sind. Zum Teil sind wir bereits in Pilotprojekten mit ausgewählten Kunden in Feldtests unterwegs.
Wir wollen daraus in naher und mittlerer Zukunft neue Geschäftsmodelle für die Transportbranche entwickeln. Alle Pilotprojekte von FTS laufen zusammen mit Entwicklungen aus anderen Abteilungen unter dem Begriff adVANce zusammen. Und das haben wir, das hat Mercedes-Benz Vans, aus dem guten alten Paket-Transporter gemacht:
Sich in den Kunden hineindenken
Wir denken uns tief in die Arbeitsabläufe und Prozesse der Kunden ein. Abseits des „normalen“ Transporters. Also: Wie lassen sich Zustellfahrzeuge der Kurierdienste schneller Be- und Entladen? Wie vereinfacht und beschleunigt man den Nachbestellprozess von Verbrauchsmaterial für Handwerker?
Es steht zwar das Fahrzeug weiterhin im Mittelpunkt, es wird jedoch in Zukunft zum Träger, zur Plattform für vernetzte Lösungen und neue Transportkonzepte. Oder wie unser Chef Volker Mornhinweg sagt:
Zu einem Knoten im Internet der Dinge.
Innovationsfelder
- Im Feld digital@vans steht die Vernetzung neuester Technologien mit dem Transporter im Fokus.
- Im Feld solutions@vans entwickelt Mercedes-Benz Vans unter anderem intelligente Hardware- und Softwarelösungen, die die Arbeit von Transporterkunden beschleunigt, erleichtert und effizienter gestaltet.
- Im Innovationsfeld mobility@vans befasst sich Mercedes-Benz Vans zusammen mit unterschiedlichen Kooperationspartnern mit intelligenten Konzepten für Gütertransport und Personenbeförderung. Dazu gehören auch neue Wege der Fahrzeugnutzung.
Im Rahmen dieser Innovationsfelder arbeitet Mercedes-Benz Vans an Pilotprojekten, die unterschiedliche Puzzlestücke eines komplexen Gesamtbildes sind. Wir entwickeln Konnektivitäts- und IoT-Anwendungen (Internet of Things), in denen der Transporter mit seiner Umwelt vernetzt ist und Abläufe automatisiert werden. Dazu kommen Hardware-Lösungen für die Transportbranche, wie ein intelligentes Laderaummanagement. Ergänzt durch alternative Mobilitätskonzepten, die neue Wege bei der individuellen Personen- und Güterbeförderung ermöglichen werden.
Der Hingucker des Tages: Vision Van
Die Studie Vision Van. Noch nie konnte ein Transporter so viel. Und noch nie hat er dabei so gut ausgesehen. Unser elektrischer, automatisierter und vernetzter Van zeigt, wie die Paketzustellung auf der letzten Meile bedeutend schneller und effektiver gemacht werden kann. Die Elektromobilität ist dabei ein wichtiger Schlüssel für die Belieferung im urbanen Raum. Warum? Schon heute steht fest, dass Einfahrverbote für Verbrennungsmotoren in einigen Innenstädten kommen werden. Oder denken Sie an Paketzustellungen spät am Abend.
Der Elektro-Antrieb ist fast geräuschlos und ermöglicht daher diese Form der Zustellung auch in Wohngebieten. Ein weiteres faszinierendes Highlight: Wir haben den Fahrerarbeitsraum vollkommen neu gestaltet. Der Fahrer kann sich hier dank einer Joysticksteuerung und des Wegfalls von Pedalen und Kardantunnel viel freier bewegen. Zudem bekommt er alle für seinen Job relevanten Informationen auf dem Dashboard angezeigt – und nur diese.






One Shot Loading
Auch hier bleibt in Zukunft alles anders: Der Vision Van wird automatisch beladen. Dabei werden die Regale außerhalb des Transporters in einem automatisierten Logistik Hub mit den Paketen für die Auslieferung bestückt. Ein fahrerloses Förderfahrzeug verlädt die Regale anschließend in kürzester Zeit im sogenannten One-Shot-Verfahren in den Vision Van.
Intelligenter Laderaum spart Zeit
Nicht nur die Beladung, auch die Entladung werden wir über intelligentes Laderaummanagement beschleunigen. Dabei hilft uns cloudbasierte Steuerungssoftware. Sie ordnet die Pakete schon bei der Beladung nach Größe, Gewicht und Adresse.
Stoppt der Kurierfahrer der Zukunft beim Paketempfänger, nimmt ein elektrischer Hubarm das vorgesehene Paket aus dem Regal und stellt es dem Fahrer an der Paketausgabe bereit. Es gibt kein Wühlen nach Paketen und Umsortieren im dunklen und engen Laderaum mehr. Wertvolle Zeit gespart.
Lieferung mit der Drohne
Zukünftig erhält der Fahrer noch Unterstützung aus der Luft: Zwei Drohnen, auf dem Dach des Vision Van stationiert, können die Pakete durch die Luft ausliefern. Der Zusteller spart sich weite Wege, die Zahl der Haltepunkte sinkt. Die Drohnen schwirren autonom zum Ziel und können dabei bis zu zwei Kilogramm schwere Pakete tragen und haben einen Aktionsradius von etwa 10 Kilometern um ihre Heimatbasis, dem Vision Van.
Fazit: Mit dem Vision Van integrieren wir die Intelligenz eines modernen Logistiklagers in einen Transporter und erreichen „Quantensprünge“ bei der Effizienz. 40% und mehr Effizienzsteigerung sind möglich.
Startup Spirit
Zur adVANce-Strategie gehört es für uns auch, sich zu öffnen und zum Beispiel mit jungen und aufstrebenden Startups aber auch mit etablierten Firmen zusammen zu arbeiten. Ziel der Zusammenarbeit mit innovativen Startups ist es, langfristige Kooperationen einzugehen und gezielt Ideen in den drei adVANce-Innovationsfeldern zu entwickeln.
Wir haben beim Van Innovation Campus Kooperationsprojekte gezeigt, die aus strategischen Kooperationen mit den innovativen Startups Matternet (Drohnen), Starship Technologies (Lieferrobotor), Via und MVMANT (jeweils on demand Transport) entstanden sind. Dabei soll es alleine aber nicht bleiben. In Kürze werden wir eine sogenannte Start Up Challenge „adVANce“ vorstellen. Später dazu mehr.
Für ein weiteres Projekt haben wir uns mit den Unternehmen sortimo und fischer zusammengetan und eine gemeinsame Lösung entwickelt, die es nahezu unmöglich macht, dass ein Handwerker nicht das passende Material für eine Reparatur dabei hat.
Ich will ehrlich sein: Wir bei Mercedes-Benz Vans wissen Stand heute nicht, ob alle Innovation und Lösungen, die wir an diesem Tag auf dem Innovation Campus gezeigt haben, in Zukunft auf breiter Basis von unseren Kunden und Partnern erfolgreich eingesetzt werden. Das hält uns aber nicht davon ab, weiterhin nach neuen Ideen und Lösungen zu suchen und diese zu treiben.
Danke an mein Team und natürlich alle beteiligten Fachbereiche bei Daimler, ohne die wir den Innovation Campus, die Exponate und natürlich den Vision Van nicht hätten realisieren können!
Der Beitrag Mein Weg zum Vision Van erschien zuerst auf Daimler-Blog.